Filmbearbeitung

von Andreas Garitz

Für die Filmbearbeitung gab es verschiedene Hilfsmittel, um das Material zu schneiden, zusammenzukleben, zu vertonen, mit Effekten und Titeln zu versehen und zu beschriften. Alles, was später im Bild sein sollte, musste mit der Kamera abgefilmt werden, denn es gab keine Möglichkeit, Schriften, Grafiken oder Fotos auf andere Art und Weise zu integrieren. Zu kaufen gab es nur vorgefertigte Anfangs-, Zwischen- und Endsequenzen, die als optische Bildteiler bzw. Kapitelmarker dienten und manchmal auch vorgegebenen Text enthielten. Auf dem Markt gab es auch Anleitungsbücher mannigfaltiger Art, die über das richtige Filmen und Montieren belehrten. Gebrauch gemacht wurde von all dem jedoch selten. Filmmaterial war teuer und man schnitt ungern davon etwas heraus. Jede Bearbeitung war mit sehr viel Geduldsarbeit und zusätzlichem Aufwand verbunden. So bleib meistens alles ungeschnitten am Stück, die 3-4 Minutenfilme, die man kaufen konnte, wurden nur aneinandergehangen und auf große Spulen gedreht, aber selbst das geschah nicht immer.

Zum Nachvertonen konnte man Projektoren verwenden, die entsprechende Einrichtungen integriert hatten oder den ein oder anderen Filmbetrachter, der über eine solche Option verfügten (siehe die folgenden Rubriken). Auch hier kann man aber sagen: viel machten die meisten Hobbyfilmer hier nicht. Meist verwendeten sie Filme ohne Tonspuren und wenn doch, dann reichte ihnen zumeist eine grob und unsauber geschnittene Unterlegung mit Unterhaltungsmusik oder ein einfacher Kommentar. Ganz selten fand sich beides auf dem Film, denn dazu brauchte man eine Stereospur mit separat ansteuerbaren Kanälen oder aber eine zusätzliche Tonspur, die an der anderen Filmkante angebracht war. Mit gutem Equipment ließen sich dann im Idealfall auch die Lautstärken halbwegs passabel abmischen.

Das war unter den Normalverbrauchern aber eher die Ausnahme, was auch daran gelegen haben mag, dass es fast ein Ding der Unmöglichkeit war, alle Ton- und Bildspuren halbwegs synchron hinzubekommen. Die Laufgeschwindigkeiten von Kameras und Tonbändern bzw. -kassetten variierten und schwankten doch sehr stark, selbst wenn man Systeme mit Steuersignalen oder Musikkassetten verwendete. Kameras mit Direktton, mit denen man den gesamten Raumton zeitecht mit auf den Film bannen konnte, kamen erst spät auf den Markt und waren teuer. So blieb der selbstgemachte Tonfilm eher eine Randerscheinung.

Alle Exponate: Augsburger Gedönsmuseum, Inv.-Nr. P 7-folgend.

Lit.: Lossau, Jürgen, Filmprojektoren, Hamburg 2005; Lossau, Jürgen, Filmkameras, Hamburg 2000.

Exponate

Agfa Klebepresse

Agfa Klebepresse F8S, Originalverpackung im typischen Orange der 70er Jahre; Privatsammlung Augsburg.

Agfa Klebepresse

Agfa Klebepresse F8S mit Anleitung. Die aneinander zu klebenden Filmenden wurden mit der Perforierung arretiert, die Enden sauber abgeschnitten und die selbstklebenden Klebefolien dann mit Hilfe der beweglichen Hebelklappe auf beide Filmenden aufgepresst.

Film-Klebefolien

Mit den Klebefolien wurden die geschnittenen Filmsequenzen in den Klebepressen verbunden, entweder mit Hilfe von Filmkit bzw. -kleber oder aber mit selbstklebenden Folien. Augsburg, Privatbesitz.

Film-Klebefolien für Tonfilme

Klebefolie die es ermöglicht, Filmesequenzen mit zwei Tonspuren ohne Ton-Unterbrechung zu montieren. Augsburg, Privatbesitz.

Trickblenden

Es gab farbige Filmvorpänne zu kaufen (um den Film beim Einfädeln in den Projektor vor Beschädigung der eigentlichen Aufnahmen zu schützen bzw. bei der Projektion am Anfang kein Material auslassen zu müssen) und allerlei andere Zusatzstreifen, wie diese Trickblenden, die man zwischen zwei Filmsequenzen einfügen konnte und die einen künstlerischen Bildwechsel ermöglichten. Privatbesitz, Augsburg (Handybank links dienst als Aufsteller).   

Trickblenden, Detail

Neben solchen Trickblenden zum Ein-, Aus- oder Überblenden gab es noch Streifen mit vorgefertigten Texten.

Klebepresse Bauer K 20

Sehr gut sind hier die Arme zu erkennen, in welche die zusammenzufügenden Filmenden eingelegt werden, wobei eine Rasterung das Material in die richtige Position bringt. Die Enden werden dann durch Auf- und Abbewegen der Arme in den (halbkreisförmigen) Führungsschienen von dem mittigen Schleifmesser (rundes Teil in der Gerätemitte) angeschliffen , d.h. beide Enden werden keilförmig auf halbe Materialdicke gebracht. Dann wird der rechte Arm heruntergefahren, das Filmende mit Filmkleber bestrichen und anschließend der der linke Arm darübergeführt. Zum Schluss müssen dann nur noch die übereinanderliegenden Enden mit dem mittigen Hebel zusammengepresst und somit verklebt werden.  Das Gerät kann an einen passenden Bauer Filmbetrachter angeschlossen werden, der dann über eine Stromzufuhr die Arme des Presse maschinell bewegt. Sammlung Augsburger Gedönsmuseum, Inv.-Nr. P 4-6 .

Klebepresse Hähnel 8 und 16mm

Klebepresse Collmatic Dual (8 und 16mm), Firma Hähnel. Klebepressen gab es wie hier auch mit batteriebetriebenem Motor. Die Arme werden für das Filmschleifen dann mit den roten Knöpfen elektrisch hin- und herbewegt.

Klebepresse Revue Luxus 8126

Klebepresse der Firma Revue, 70er Jahre, Normal und Super 8, mit Klebeverbinder-Rolle (selbstklebend) plus Ersatzrolle, Augsburger Gedönsmuseum Inv.-Nr. P 4-7.

Klebepresse Noris für 8 und 16mm

Klebepresse Noris Splicomat 8/16. Eine etwas einfachere Variante der Hähnel oder Bauermodelle, die rein manuell zu bedienen ist. Sammlung Augsburger Gedönsmuseum, Inv.-Nr. P 4-4.

Film-Klebefolien, universal

Klebefolien für alle Arten des Super 8 Filmes. Man sieht, dass auch die Klebefolien mit einem DM Preis von 14,80 keineswegs billig waren. Nachbearbeitung war aufwändig und relativ kostenintensiv, was wohl die eher geringe Prozentzahl an professionell geschnittenem Material ein bisschen miterklärt. Sammlung Augsburger Gedönsmuseum.  

Klebepresse Ising für 8 und 16mm

Klebepresse im 50er Jahre Design.

Film-Leuchttisch, OVP

Unomat Filmszenenordner, Leuchttisch zum Sortieren geschnittener Filmstücke vor der Montage mit Klebeecken bzw. Kleber, Privatbesitz Friedberg (Bay).

Film-Leuchttisch, aufgebaut

Die Filmschnipsel werden oben unter die farbigen Klammerntasten gesteckt und von unten mit zwei 25 Watt Lampen durchleuchtet, um sie sortieren zu können. Das Verfahren macht eigentlich nur bei Sequenzen mit vergleichsweise sehr kurzen Schnittfolgen (2-5 Sekunden-Schnitte) einen Sinn und richtet sich an den etwas ambitionierteren Hobby-Filmer. In 8mm-Privatnachlässen sieht man solche Tische sehr selten.

Titelbuchstaben-Set

Die selbstklebenden Buchstaben wurden auf einem Karton oder einer anderen festen Unterlage zu Titeln oder Kommentaren kombiniert und abgefilmt und zur Wiederverwendung wieder abgezogen, Privatsammlung Augsburg.

Titelbuchstaben-Set, ausgebreitet

Das Set umfasste 169 Zeichen, Buchstaben und Figurelemente. Die Firma Kaiser Fototechnik bot auch Filmvorspänne, Scharfstellvorläufe, Trickblenden für Szenenübergänge und weiteres Zubehör wie Filmkleber und -reiniger an.

Bespurungsgerät

Filmbespurungsgerät Juwel Filmtechnik München, Gerät zum nachträglichen Auftragen einer Tonspur auf einen Super 8 Film, der dann mit den herkömmlichen Mitteln (Projektor, Betrachter) nachvertont werden konnte. Augsburger Gedönsmuseum, 16 x 26 x 32cm, Inv.-Nr. P 5-5. Auch solche Geräte waren eine Seltenheit und eher in bereits ambitionierteren Kreisen unterwegs.  

Bespurungsgerät, Spezialkleber

Spezialkleber zum Auftragen von Tonband auf Azetatfilm nebst Pipette.

Tonarchive auf Geräuschtonbändern

Auf den Bändern befinden sich Dutzende von Geräuschen aus allen Bereichen des täglichen Lebens, wie Wind-, Wasser-, Motoren-, Strassen-, Theater- oder Haushaltsgeräusche u.v.m.  Über eine per Kabel angeschlossene oder mit Hilfe eines Mikros abgenommene Bandmaschine konnte man diese für die Nachvertonung seines Films verwenden. Sammlung Augsburger Gedönsmuseum.

Geräuschtonbänder, dito

Dito, Sammlung Augsburger Gedönsmuseum.