Mechanische Selbstauslöser

von Andreas Garitz

In den anlogen und mechanischen Zeiten der Fotografie wurden Blenden, Verschlusszeiten, Brennweiten und Schärfen vorwiegend manuell eingestellt, Kameras mit automatischen Funktionen kamen erst ab der Mitte der 60er Jahre auf, verstärkt dann erst mit den vielen Modellen, die in den 70er Jahren aus Fernost auf den Markt drängten. Selbstauslöserfunktionen gab es allerdings schon sehr früh, denn diese ließen sich rein mechanisch konstruieren. Wer aber in den 50er Jahren oder später eine Kamera gekauft hatte, die über keine solche Funktion verfügte, dem konnten die kleinen, hier gezeigten Federmotoren weiterhelfen.

Vorausgesetzt die Kamera verfügte über einen entsprechenden Anschluss (Foto 9), brauchte man zur Anwendung eines solchen mechanischen Aufziehmotors zusätzlich nur einen herkömmlichen Auslösedraht (Foto 10 und 11). Dieser wurde mit der Kopfseite in die Führungen am Motor eingesteckt, dann wurde der Federmotor eingestellt, aufgezogen und ausgelöst. Die Mechanik des Motors übernahm die Funktion des Daumens des Fotografen und bewegte - nach der vorher auf einer Skala eingestellten Zeitspanne - den in der Hüllenführung des Auslösers laufenden Auslösedraht, der wiederum im Anschlussgewinde der Kamera (Foto 9) nach unten drückte und dadurch den Verschlusses der Kamera auslöste.

Framex Selbstauslöser

Mechanischer Selbstauslöser Framex der Firma Framo Morat aus Eisenbach im Schwarzwald, die ähnliche Modelle schon seit den 20er Jahren angeboten hatte. Das hier gezeigte Exemplar dürfte aus den 50er Jahren stammen. Erkennbar ist der Spannhebel (mit dem rot lackierten Kopf), der für den Aufzug des Federmotors seitlich nach rechts gedreht wird, sowie vorn an der Längsseite der kleine Hebel, der das Motorlaufwerk freigibt bzw. stoppt. Es fehlt hier eine Skala, an der der Zeitpunkt des Auslösens genauer eingestellt werden kann, es kommt hier auf die Länge des Weges an, den der Hebel zurückzulegen hat. Der Kopf des Auslösedrahtes (Foto 10 und 11) wird so in die (durch den Motor zum vorbestimmten Zeitpunkt hereinfahrende) Halterung rechts eingelegt, dass die Mechanik die Funktion des Fotografen-Daumens übernehmen kann.

Framex Selbstauslöser, Unterseite

Unterseite des Federmotorgehäuses.

Framex Selbstauslöser, aufgezogen

In dieser Stellung ist der Federmotor des Selbstauslösers aufgezogen und zum Ablaufen bereit.

Framex Selbstauslöser, OVP

Ästhetisch formschöne Aufbewahrungsdose des Framex Selbstauslösers.

Photoclip "B" Selbstauslöser

Mechanischer Selbstauslöser Photoclip "B" der schweizerischen Firma M & V. Bei diesem Modell wird die Verwandtschaft der Aufzugmotoren mit einfachen Uhrwerken offensichtlich. Die Hersteller hatten oft etwas mit Uhrenbau zu tun. Deutlich erkennbar ist der Aufzugshebel, der für das Aufziehen des Motors seitlich verschoben wird samt Skala, an welcher der Zeitpunkt des Auslösens reguliert werden kann. Rechts oben der Feststell- bzw. Freigabehebel, rechts am Gehäuse die Führung, in welche der Drahtauslöser passt.

    

Photoclip "B" Selbstauslöser, Rückseite

Die Rückseite des Federmotorgehäuses.

 

Photoclip "B" Selbstauslöser, OVP

Die Verpackung und Gestaltung des kleines Motors legt ein Herstellungsdatum in den 1930er oder 40er Jahre nahe.

Photoclip "B", Gebrauchsanleitung

Hier lässt sich sehr gut erkennen, in welcher Weise der Auslösedraht an das Gerät angesetzt wird und wie es im Detail funktioniert.  

Foto 9: Anschluss für Drahtauslöser

Kamerafrontseite mit links eingeschraubtem Drahtauslöser. Das Ende des Auslösers, durch den der Auslösedraht läuft, wird in ein dafür vorgesehenes Gewinde in der Kamera geschraubt, die Auslösung erfolgt in allen Fällen bzw. bei allen so ausgerüsteten Kameras rein mechanisch. Das Gewinde für einen Drahtauslöser befindet sich bei vielen Kleinbildkameras in der Mitte des Auslöseknopfes, meist auf der Oberseite des Kameragehäuses.        

Foto 10: Drahtauslöser

Ein herkömmlicher Drahtauslöser.

Foto 11: Drahtauslöser, Kopf

Kopf des Drahtauslösers.