3D Fotografie

von Andreas Garitz

Seit 1834 gibt es die Fotografie und bereits in den 1840er Jahren gab es erste Versuche, mit Hilfe von parallelen Bildern stereoskopische Effekte zu erzielen. Die Idee dahinter ist einfach: da der Mensch mit zwei Augen sieht, deren mittlerer Abstand bei ca. 6cm liegt, benötigt es nur zwei Kameralinsen, die etwa im selben Abstand fotografieren und deren zwei entwickelte Bilder dann mittels eines speziellen Betrachters wieder mit zwei Augen betrachtet werden können, je eines pro Auge. Die um 6cm versetzten Blickwinkel der Einzelbilder setzen sich dann in unserem Gehirn wieder zu einer dreidimensionalen Darstellung zusammen.

So einleuchtend das ist, umso erfolgloser wurde mehrfach versucht, den Effekt breitenwirksam zu vermarkten. Immer führte die 3D Fotografie ein Schattendasein, sei es mit den Betrachterbrillen, die seit den 1870er Jahren verkauft wurden, in den Panoramaschaukästen der 1920er Jahre oder in den 3D-Film-Achterbahnen auf den Jahrmärkten der 60/70er Jahre. Das Spektakel funktionierte nur als schöner Nebeneffekt. Auch die Rot/Grün- und Rot/Blau-Verfahren, sowie diejenigen mit polarisiertem Licht brachten den stehenden oder auch laufenden 3D-Bildern in Fernsehen und Kino keinen dauerhaften, bis heute wirksamen Durchbruch.

Bildserien gab es aus vielen Sujets, Landschaften und Städteansichten, Bilder von der Armee und vom Krieg, Erotika, Plastik und Architektur, Kinder- und Jugendliteratur, Comics, Trickfilmmotive und vieles mehr. Die Effekte der 3D-Fotografie wirken vor allem bei Nahaufnahmen und mit Dingen im Vordergrund, die dem Betrachter entgegen ragen. Großflächige Totalen mit Landschaften und Gebäuden sind eher unspektakulär. Da man also in der Regel mit speziell gestellten Szenen mit maximalem Eindruck arbeitete, begleitet der Vorwurf der Effekthascherei die Stereoskopie seit ihren ersten Tagen bis heute.

3D Foto-Aufsteller (Betrachter)

Metallaufsteller der Firma Stereo Indupor GmbH, Frankfurt am Main, D.R.G.M. Die Metallrahmen waren sogenannte, einfache Fix-Fokus-Betrachter, an denen der Abstand zwischen Bildträger und Linsen nicht verstellt werden konnte. Augsburger Gedönsmuseum, Inv.-Nr. F 3-8.

3D Foto-Betrachter, Frontseite

Die Gestelle mit Linsen konnten über den Handel bezogen werden und es gab dafür passende Bildserien zu kaufen.

3D Foto-Betrachter, Detail

Detail mit der Hersteller-Kennung

3D Foto-Betrachter, Detail

Das besondere an diesem Exponat ist, dass hier ein Fotograf (Hofphotograph s. Majestät des Kaisers und Königs T.H. Voigt Frankfurt/M.) die Rahmen kaufte und dann mit eigenen Portrait- oder Familienaufnahmen auslieferte, die er im eigenen Studio fotografierte. So fand sich dieser Rahmen mit Bild im Inventar eines privaten Haushaltes, ohne dass dazu weitere Bildserien im Besitz der Familie waren.